Die
Kunst, gut zu essen (und vielleicht auch gut zu kochen), schließt
eine gewisse Weinkennerschaft mit ein. Nicht nur, dass viele
Gerichte durch die Zugabe von Wein verfeinert werden - der
passende Wein rundet auch eine Mahlzeit ab, er liefert zusätzliche
Geschmackserlebnisse, die ein Glas Wasser nicht bietet. Er
fördert - in Maßen genossen - die Gesundheit und
die geistreiche Kommunikation.
Dazu kommt: Wein hilft auch, ein etwas üppigeres Mahl
leichter zu verdauen. Welche Weine nun ideal zu welchen Speisen
passen - dafür gibt es nur wenige eindeutige, dafür
um so mehr wiedersprüchliche Empfehlungen. Vielfach braucht
es einen Erfahrungsschatz, um blind den passenden Wein aus
dem Keller zu holen.
Bei
der Weinauswahl berücksichtigt man insbesondere das Alter,
die Herkunft, die Rebsorte und den Alkoholgehalt des Weines.
Denn Wein und Speisen sollen zueinander passen. Beiden wird
der gleiche Stellenwert eingeräumt. Harmonie wird gesucht,
selten - aber schon hin und wieder - ein Kontrast zwischen
Speise und Wein. Beide sollten der gleichen Stilrichtung angehören.
Ein herzhaftes Gericht begleitet ein ebensolcher Tropfen,
wenn Raffinesse gefragt ist, sollte man sie auf dem Teller
und im Glas finden.
Meist beginnt ein Menü leicht, die kräftigeren,
sättigenden Gänge folgen erst später. Bei letzteren
bestimmt die Sauce die Weinauswahl mit, auch die Art der Zubereitung
oder bestimmte Gewürze sind geschmacksprägend und
geben für die Wahl des Weines die Kriterien vor.
Da sehr verschiedene Gerichte auf den Tisch kommen, haben
auch die unterschiedlichsten Weintypen nebeneinander ihren
Platz, der junge Weißwein und die reife Spätlese,
der unkomplizierte Weißherbst und der fruchtige Rote,
die edelfirne Auslese und der tanninbetonte Rotwein. Sie alle
lassen sich in ein perfekt inszeniertes Menü einbauen
und alle Weine, so unterschiedlich sie auch sein mögen,
überzeugen an der richtigen Stelle.
Der
Wein soll den Geschmack der Speise unterstreichen, er darf
ihn höchstens leicht dämpfen, nicht jedoch vollkommen
überdecken. Die Weinfolge soll in Aroma und Geschmack
sowie in Gehalt und Fülle eine Steigerung erfahren.
Ein Wein hat bei Tisch drei Feinde, die ihn angreifen:
Essig (z. B. ein mit zuviel Essig angemachter Salat), spitze
Säure von Zitrusfrüchten und Öl (z. B. bei
öligen Fischarten, die besonders Rotwein einen metallischen
Geschmack verleihen können).
Der Alkohol im Wein erhöht den Eindruck der Süße,
verstärkt die Wirkung von Gewürzen und verhilft
zu einer funktionierenden Verdauung. Ein niedriger Alkoholgehalt
im Wein lässt die Restsüße stärker hervortreten.
Durchgegorene Weine mit hohem Alkoholgehalt wirken milder
als durchgegorene mit niedrigem Alkoholgehalt.
Bitterstoffe,
die sich im Wein oder durch Rösten, Grillen bzw. Schmoren
in den Speisen befinden, harmonisieren die Süßeempfindung
und mäßigen die Säureempfindung. Bitterstoffe
werden langsam wahrgenommen, halten aber lange an. Sie sind
bekömmlicher in Verbindung mit gerbstoffhaltigen, alkoholreichen
Weinen.
Kohlensäure im Wein verdeckt teilweise die Süßeempfindung.
Zu Speisen getrunken wirken diese Weine süßer als
sie tatsächlich sind.
Säure unterstützt die Süße (z.
B. Zitronensaft auf Erdbeeren). Vorübergehend verdeckt
sie auch Bitterkeit. In Verbindung mit stark säurehaltigen
Weinen werden säurehaltige Speisen unbekommlich und können
Sodbrennen verursachen.
Stark fetthaltige Speisen sind bekömmlicher mit
Weinen, die reich an Säure, Gerbstoff und Alkohol sind.
Diese drei Weinkomponenten regen übrigens Appetit und
Verdauung besonders an.
Kräftig gewürzte Speisen schmecken in Verbindung
mit alkoholreichen Weinen noch kräftiger. Bei Weinen,
die neben einem hohen Alkoholgehalt auch noch kräftige
Säure besitzen, ist deshalb äußerste Vorsicht
geboten.
Jedes Gericht bekommt einen anderen Geschmackseindruck, wenn
es gedünstet, gebraten, gekocht oder geschmort wird.
Die dazu gereichte Sauce, cremig mit Sahne oder kräftigen
Röststoffen des Bratenfonds, wie auch die Verwendung
von Gewürzen und Kräutern sowie alle anderen Beilagen
können die Grundsubstanz wie Fisch oder Fleisch beträchtlich
verändern. |